Offenmarktgeschäfte der Europäischen Zentralbank




Eingangs muss erwähnt werden, dass die Offenmarktpolitik das wichtigste Instrument der Geldpolitik ist und sogar das Standardinstrument ist, mit dem die Zentralbank die Geldschöpfung beeinflusst. Hierbei bietet die Zentralbank nämlich den Geschäftsbanken bestimmte festverzinsliche Wertpapiere, also Offenmarktpapiere, zum Kauf an oder kauft selber Wertpapiere von den Geschäftsbanken. Dieser Vorgang wird als Offenmarktgeschäfte bezeichnet. Wenn die Geschäftsbanken die Wertpapiere kaufen, steht ihnen das angelegte Geld jedoch nicht mehr für die Kreditvergabe zur Verfügung; das bedeutet, dass die Geldschöpfung sinkt. Sollten die Geschäftsbanken jedoch die Wertpapiere verkaufen, erhalten sie wiederum Geld dafür. Dieses Geld können die Geschäftsbanken sodann für Kredite verwenden.

In diesem Zusammenhang müssen auch die Offenmarktgeschäfte der Europäischen Zentralbank berücksichtigt werden, und zwar das Hauptrefinanzierungsinstrument, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte sowie Feinsteuerungsoperationen und strukturelle Operationen. Das wichtigste Offenmarktgeschäft der Europäischen Zentralbank stellt jedoch das Hauptrefinanzierungsinstrument dar. Beim Hauptrefinanzierungsinstrument handelt es sich um ein Instrument der Offenmarktpolitik, bei dem die Geschäftsbanken in einem Auktionsverfahren das Zentralbankgeld von der Europäischen Zentralbank gegen Zinszahlungen erhalten. Das Auktionsverfahren wird nämlich mittels Zinstender durchgeführt. Beim Zinstender wird das angebotene Zentralbankgeld den höchstbietenden Geschäftsbanken zugeteilt. Es ist erwähnenswert, dass die Europäische Zentralbank einen Mindestbietungszinssatz zur besseren Orientierung festlegt. Dieser Mindestbietungszinssatz bzw. Hauptrefinanzierungssatz wird auch häufig als Leitzins der Europäischen Zentralbank bezeichnet. Es ist erwähnenswert, dass die Transaktionen einmal pro Woche stattfinden, wobei ihre Laufzeit jedoch ebenfalls eine Woche beträgt.

Bezüglich der drei anderen Offenmarktgeschäfte der Europäischen Zentralbank, also die längerfristige Refinanzierungsgeschäfte sowie Feinsteuerungsoperationen und strukturelle Operationen, muss beachtet werden, dass diese nicht zu geldpolitischen Zwecke genutzt werden, sondern eher das Ziel haben, die Geschäftsbanken mit der notwendigen Zahlungsfähigkeit zu versorgen. Zu den ständigen Fazilitäten zählen die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität. Unter ständige Fazilitäten versteht man die Möglichkeit für Geschäftsbanken, auf eigene Initiative gegen Zinszahlungen Liquidität über die Spitzenfinanzierungsfazilität bis zum nachfolgenden Geschäftstag zu beziehen oder über die Einlagefazilität anzulegen. Außerdem bestimmten ständige Fazilitäten die Grenzen der Geldmarktsätze für Tagesgelder.

Es ist ebenso erwähnenswert, dass die Europäische Zentralbank zeitweilig auch am Devisenmarkt interveniert, um den geldpolitischen Kurs zu stabilisieren sowie um die Absatzpolitik zu bestreiten. Interventionen sollten jedoch nur dann als Instrument von der Europäischen Zentralbank benutzt werden, wenn große Wechselkursfehlbewertungen vorliegen, die entweder das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank oder die wirtschaftliche Stabilität im europäischen Raum gefährden.

Außerdem verlangt die Europäische Zentralbank von Geschäftsbanken, dass sie gewisse Mindestreserven auf Girokonten bei den nationalen Zentralbanken halten sollen. Diese Mindestreserven betragen derzeit zwei Prozent der Einlagen und Schuldverschreibungen der Banken. Im Gegensatz zu Hauptrefinanzierungsinstrument sowie zu ständigen Fazilitäten und zu Devisenmarktinterventionen stellt die Mindestreserve jedoch eher ein ordnungspolitisches Instrument als ein geldpolitisches Instrument dar, da die Mindestreserve nämlich nur den Rahmen für die anderen Instrumente liefert, aber von der Europäischen Zentralbank jedoch noch nie geändert wurde. Es ist ebenso erwähnenswert, dass die Mindestreserve der Europäischen Zentralbank verzinst wird.

Aus dem Gesagten kann somit entnommen werden, dass Offenmarktgeschäfte die wichtigsten Instrumente der Europäischen Zentralbank sind und die Grundlage der Geldpolitik des Europäischen Systems der Zentralbanken bilden. Außerdem dienen Offenmarktgeschäfte zur Steuerung der Zinsen, der Liquiditätslage und auch zum Aufzeigen des geldpolitischen Kurses. Weiters erhalten die Geschäftsbanken durch die Offenmarktgeschäfte den Großteil ihres Geldes gegen die Verpfändung von Sicherheiten, wie beispielsweise etwa Wertpapiere.

Es ist ebenso erwähnenswert, dass die Europäische Zentralbank zwischen Haupttender und Basistender sowie zwischen Standardtender und Schnelltender unterscheidet. Der Haupttender ist wie bereits erwähnt das Hauptfinanzierungsgeschäft der Kreditinstitute. Basistender sind längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, deren Volumen jedoch ungefähr ein Viertel des gesamten Refinanzierungsvolumens beträgt. Der Schnelltender wiederum dient dazu, um Liquiditätsschwankungen schnell ausgleichen zu können. Beim Standardtender handelt es sich wiederum um ein Tenderverfahren, das im Eurosystem eingesetzt wird.

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